Ulrichsturm Göllheim
Wer heute den Weg vom katholischen Pfarramt zum sogenannten Rollgraben nimmt, stößt bald auf den Ulrichsturm. Er ist der letzte Befestigungsturm von Göllheim, der noch erhalten ist.
Anfang des 15. Jahrhunderts entstand um Göllheim eine Ortsbefestigung mit Graben, fünf Türmen und zwei Toren, um den Ort zu schützen: Außer dem Ulrichsturm gab es den „Barbaraturm“ (etwa 100 m nordwestlich vom Ulrichsturm gelegen), den „Rupslederturm“ (an der heutigen Freiherr-vom-Stein-Straße, südlich des Dreisener Tores) und den „Turm am Gottesacker“, an der Ecke Dr.-Fritz Eidt-Straße) sowie einen weiteren Turm an der heutigen Weedgasse.
Der Ulrichsturm ist ein dreigeschossiger Rundturm aus Rotsandsteinen unterschiedlicher Größe. Im unteren Teil ist das Mauerwerk von sieben Schießscharten (abwechselnd Maul- und Schlüsselscharten) durchbrochen, im oberen Teil durch eine Schlüsselscharte und ein Spitzbogenfenster. Der Turm schließt mit einem Bogenfries ab.
Ein exaktes Baujahr lässt sich für den Ulrichsturm nicht bestimmen, eine grobe zeitliche Zuordnung für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ist über die Schießscharten möglich: Es gibt Schlüsselscharten in Form eines umgekehrten Schlüssellochs und horizontal gelegte Maulscharten. Sie verweisen auf den Einsatz von Armbrust wie von Feuerwaffen, die sich im Laufe des 15. Jahrhunderts zunehmend durchsetzten. Der Bautyp - Rundturm als Teil einer Befestigungsanlage - war bis um 1500 üblich.
Einer Belagerung durch Truppen hätte der Ulrichsturm wohl nicht standgehalten, denn hinter dem Turm steigt auf der Feldseite ein Hügel an. Wahrscheinlich war die Anlage eher als Schutz gegen Plünderer gedacht.
In den 1960er Jahren drohte der Ulrichsturm auseinanderzubrechen, er wurde mit einem inneren Korsett aus Beton stabilisiert. Seit Sommer 1989 hat der Ulrichsturm wieder ein Dach: Die Kegelform greift auf historische Vorlagen zurück.